Geschichtswerkstatt erwarb Urkunde aus der Zeit der Postkutschen

Irene Lühdorff, Leiterin der Geschichtswerkstatt, und Rudolf Timm freuen sich über den Neuzugang im Archiv
Irene Lühdorff, Leiterin der Geschichtswerkstatt, und Rudolf Timm freuen sich über den Neuzugang im Archiv

14.4.2019 | Die Geschichtswerkstatt der Quickborner Volkshochschule ist immer daran interessiert, die Geschichte Quickborns mit alten Originalen zu dokumentieren. Stolz präsentiert sie jetzt einen Originalbrief mit Siegel, den
1845 Theodor Frauen, Eigentümer des ehemaligen Quickborner Posthofes, geschrieben hat.

 

Es handelt sich um eine Arbeitsbescheinigung für einen Postillion, also einen Fahrer der damaligen Postkutschen, der in Diensten Frauens stand. Rudolf Timm, engagierter Mitstreiter in der Geschichtswerkstatt, konnte das historische Dokument bei eBay zum Schnäppchenpreis von 29 Euro erwerben. Es befindet sich jetzt im Archiv der Geschichstwerkstatt, das der Stadt Quickborn gehört.

 

1832 war die 91 Kilometer lange Altonaer-Kieler Chaussee eröffnet worden, die erste am Reißbrett geplante Straße Schleswig-Holsteins. Damit begann der Aufstieg Quickborns, das bis dahin ein verschlafenes Dorf mit rund 1.000 Einwohnern war. Denn nach 2 3/4 (dänisch/prueßischen) Meilen von der Abfahrt Altona mussten nach den damaligen Vorschriften die Pferde der Postkutschen gewechselt werden. Das entsprach ca. 20,7 Kilometer und genau dort lag - Quickborn!. Deshalb wurde am 1. Juni 1832 in Quickborn an der Chaussee Altona-Kiel (Kieler Straße 31 – 41) ein Posthof eröffnet. Die Einfahrt befand sich gegenüber dem heutigen Grundstück Kieler Straße 48, die Ausfahrt an der Süderstraße. Dort erinnern heute noch zwei Poller aus Granit an eine nicht unbedeutende Zeitspanne der Quickborner Ortsgeschichte. Im Posthof gab es Ställe, in denen 40 - 50 Pferde eingestellt und versorgt werden konnten. 15 beheizbare Zimmer sowie 14 nicht beheizbare Kammern lassen vermuten, dass Reisende dort auch übernachten konnten.


Am 1. Juli 1833 weihte der dänische König Frederik VI. den Posthof offiziell ein.
Posthalter und Eigentümer war Theodor Frauen, der den Hof ein Jahr zuvor als 20-jähriger übernommen hatte. Zu dieser Position hatte ihm sein Vater Johann Theodor Frauen verholfen, der bereits Postmeister in Bramstedt (damals noch ohne "Bad") war, und seinem Sohn den Kauf der Station in Quickborn auch finanzierte. 1834 überschrieb er ihm den Hof als Hochzeitsgeschenk.

 

Der Postverkehr florierte und brachte nicht nur Quickborn Wohlstand, sondern spülte auch Geld in die Kassen des Eigentümers des Posthofes. Dies ließ den jungen Frauen offensichtlich übermütig werden: Innerhalb weniger Jahre kaufte er sechs weitere Höfe in Quickborn auf und vergrößerte seinen Besitz auf 140 Hektar - allerdings weitgehend auf Kredit.

 

Das Unheil braute sich einige Kilometer weiter westlich zusammen. 1844 wurde die sogenannte Ostseebahn eröffnet, die Altona über Pinneberg und Elmshorn mit Kiel verband und die natürlich einen viel schnelleren Transport von Menschen und Post erlaubte als mit den Kutschen. Frauen erkannte die Konkurrenz nicht.


Bereits 1849 wurde die Postexpedition beendet und der Posthof 1850 geschlossen. Theodor Frauen musste Konkurs anmelden und zog auch seinen Vater mit hinein. Die Ländereien erwarb der größte Gläubiger, der Kieler Advokat Gustav Rendtorff, der diese jedoch bald wieder veräußerte. Die Besitzer wechselten rasch, bis schließlich 1876 der Fabrikant Rudolf Brokhahen die Ländereien und sein Gut als Elisenhof nach seiner Frau Elisenhof benannte.

 

Bereits 1873 wurden die ersten Teile des Posthofes abgebrochen, 1904 fielen auch Haus und Ställe wegen Baufälligkeit der Spitzhacke zum Opfer. Ein wichtiges Kapitel in Quickborns Stadtgeschichte hatte ein Ende gefunden.

Der Text der Urkunde lautet: Das Vorziegen dieses der Postillion Johann Friedrich v. d. Heide vom 12 October 1839 bis den 1 July 1841 bei mir in Dienst gewesen. Und 2 Jahre in Glückstadt beym Militär gestanden aber nach seiner Entlassung wieder bey bei mir in Dienst getreten und noch jetzt ist. Solches bescheinige ich hiermit.

Quickborn d. 30 November 1845      Th. Frauen

Der Brief trägt das Siegel der„ königlichen Poststation zu Quickborn" und ist mit den Initialen des damaligen Königs Christian VIII. von Dänemark (1786 - 1848) verziert.
Der Brief trägt das Siegel der„ königlichen Poststation zu Quickborn" und ist mit den Initialen des damaligen Königs Christian VIII. von Dänemark (1786 - 1848) verziert.
So wie auf dieser Zeichnung des Zimmermeisters Witt sah der zweigeschossige Posthof aus.
So wie auf dieser Zeichnung des Zimmermeisters Witt sah der zweigeschossige Posthof aus.

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