16.11.2023 | Traditionell lädt der „Träger- und Förderverein Henri-Goldstein-Haus e.V.“ zu einem Konzert in Erinnerung an den 9. November 1938, die sogenannte Reichsprogromnacht, ein. Am
vergangenen Sonnabend war das Dragseth-Trio aus Husum im Artur-Grenz-Saal zu Gast. Mit einigen Stücken erinnerten sie an die Leidensgeschichte der Juden und anderer Verfolgter, aber mit ihrem
wohlklingenden mehrstimmigen Gesang erzählten sie auch unterhaltsame Geschichten über Liebe und Glück. Das Publikum dankte den Musikern mit Standing Ovations für einen Abend mit dem Mut machenden
Motto „Better times will come".
Jens-Olaf Nuckel, der Vorsitzende des Vereins, begrüßte als Gäste offiziell Quickborns Bürgervorsteherin Annabell Krämer (FDP), Bürgermeister Thomas Beckmann und die stellvertretende Kreispräsidentin Elke Schreiber (SPD). Gesichtet wurden aber auch der stellvertretenden Bürgervorsteher Henning Meyn (CDU), die dritte stellvertretende Bürgermeisterin Astrid Huemke (SPD) und Sabine Schaefer-Maniezki. Nuckel erinnerte an den Anlass für das Konzert und rief dazu auf, sich dem Antisemitismus in Deutschland entgegenzustellen. Er zitierte Margot Friedländer, eine der letzten Überlebenden des Holocaust: „Ich kann Sie nur bitten, werden auch Sie laut!"
Die auf Bühne aufgestellten Instrumente ließen erahnen, dass die Musiker ihr Publikum mit einer Vielzahl von Klängen erfreuen würden: Manuel Knortz spielte Gitarre, Uilleann Pipes, Banjo, Waldzither und Flöten, Kalle Johannsen spielte Gitarre, Mundharmonika und Akkordeon und Jens Jesse brillierte mit Gitarre, Weissenborn, Banjo, Ukulele
Mit vielen Erläuterungen und Hintergrundgeschichten führten die Musiker durch ihr vielseitiges Programm aus Eigenkompositionen in platt- und hochdeutscher Sprache, einfühlsamen Literaturvertonungen und Interpretation anglo-amerikanischer Lieder. So erzählt der Song „Das große Eis" über die innige Vater - Sohn-Beziehung eines der Bandmitglieder.
Dem Anlass trug das Trio u.a. mit dem Lied „Donna, Donna" Rechnung, das 1940 in den USA in jiddischer Sprache für das Musical „Esterke" von jüdischen Künstlern geschrieben wurde und die Situation der Juden in der Zeit des Dritten Reiches reflektiert. 1960 wurde der Song durch die Interpretation der amerikanischen Folk-Sängerin Joan Baez bekannt.
In Quickborn, wo es in der Nazi-Zeit selbst Arbeitslager im Moor gab, stieß das Lied „Wir sind die Moorsoldaten ..." verständlicherweise auf besondere Resonanz. Das Lied entstand im Sommer 1933 im Lager Börgermoor bei Papenburg im Emsland als Antwort auf Ausschreitungen der Wachmannschaften und beschreibt den harten
Alltag der dort Inhaftierten. Offensichtlich ist das Lied vor allem in der älteren Generation bekannt, denn als die Musiker das Publikum zum Mitsingen aufriefen, waren doch im Saal zahlreiche
Stimmen zu hören.
Und so waren in Quickborn auch die hoffnungsfrohen letzten Zeilen aus dem Lied zu hören:
Ewig kann nicht Winter sein!
Einmal werden froh wir sagen
Heimat du bist wieder mein!
Dann zieh'n die Moorsoldaten
Nicht mehr mit dem Spaten
Ins Moor
Dann zieh'n die Moorsoldaten
Nicht mehr mit dem Spaten
Ins Moor.
Und angesichts der aktuellen Weltlage werden die Zuhörer auch gern mit dem Titel-Song im Kopf nach Hause gegangen sein: „Better times will come!"
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