24.7.2023 | „Das ist absolute Weltklasse, was wir hier in Quickborn zu hören bekommen!"
Das Urteil eines Kenners dürften die rund 200 Besucher teilen, die am Sonntag zum SommerJazz des Kultur-Vereins in den Artur-Grenz-Saal gekommen waren, um Axel Zwingenberger und weiteren Jazz-Größen zu lauschen.
Kultur-Vereins-Chef Jörg Martens dürfte es besonders gefreut haben, dass der Saal so gut besetzt war wie seit langem nicht mehr. Immerhin hatte er es gewagt, den SommerJazz vom lichten Restaurant Seegarten, wo die Künstler auf der Terrasse musizierten, in den Grenz-Saal zu verlegen. Aber das Wetter spielte ihm in die Karten, denn nach den letzten Hitzetagen war ausgerechnet der Sonnabend regnerisch, so dass auch die Pausen im Freien nicht recht zu genießen waren. Und auch ein Mammut-Programm von über sechs Stunden schreckte die Jazz-Freunde nicht ab, sondern war wohl eher verlockend.
Mit traditionellem Dixieland und populärem Swing eröffneten um 16 Uhr die Alabama Hot Six das vielseitige Programm und brachten schon mal Schwung ins Publikum, in dem u.a. Henning Meyn (ganz privat, wie er betonte!) und seine Frau sowie die Stellvertretende Kreispräsidentin Elke Schreiber zu sehen waren.
Unter dem Motto „Hot Piano - From Boogie to Bee Gees" schlugen der 6-fache Musikpreisträger Matthias Schlechter (Piano) und Schlagzeuger Achim Erz anschließend den Bogen vom Jazz bis zum Pop. Und so waren auch Rock'n Roll-Klassiker wie „Great Balls of Fire" und „To love somebody" von den Gibb-Brüdern zu hören.
Erweitert wurde das Duo danach um die Sängerin Joana Toader, die u.a. mit Gianna Nanini, DJ Ötzi und Bob Geldorf zusammengearbeitet hat. Mit Songs wie „Johnny be Good" oder „Hound Dog" brachte sie das Publikum zum Mitklatschen, bei „Let´s Twist Again" wurde sogar eine Besucherin, die die 30 deutlich überschritten hatte, gesichtet, die im Gang den Tanz-Klassiker zelebrierte. Aber auch bei ruhigeren Stücken wie „Stand By Me" oder „Proud Mary" überzeugte Toader mit ihrer souligen Stimme. Und im Programm einer Sängerin, die schon mal mit dem Original Elvis-Orchester gearbeitet hat, durfte natürlich „Suspicious Mind" nicht fehlen. Mit einem großen Applaus verabschiedete das Publikum das Trio in die Pause.
Und dann kam er, der als Boogie Woogie- & Blues-Piano-Internationalist angekündigt war: Axel Zwingenberger! Mit ungebremster Improvisationlaune und Spielfreude zog er das Publikum schon nach wenigen Takten in seinen Bann. Als bekennender Fan alter Dampflokomotiven, über die er auch schon eigene Fotobücher veröffentlicht hat, ließ er die Zuhörer an der Geschichte der Eisenbahnen in den USA teilhaben, zu der dann eine enge Verbindung zum Boogie-Woogie bestand. Und dazu spielte er dann ein entsprechendes Stück.
Mit sichtlicher Freude kündigte er dann einen „Special Guest" an, der extra aus Wien eingeflogen war: Cili Marsall! Die junge Künstlerin aus Ungarn hatte er vor einger Zeit bei einem gemeinsamen Konzert kennengelernt, inzwischen ist die 23-jährige bereits 4-fache internationale Preisträgerin als Musikerin und Komponistin. Und wer Maral mit ihrem virtuosen Spiel in Quickborn erlebte, wird solche Auszeichnungen voll verstehen.
Besonders sympathisch, wie die gebürtige Ungarin, die aber seit einiger Zeit in Wien Jazz-Piano studiert (und auch einen österreichischen Freund hat, wie sie abseits der Bühne verriet) in einem charmanten Wienerisch z.B. die Entstehung ihrer Kompositionen erläuterte oder wie sie aufgrund der Corona-Einschränkungen überhaupt zum Gesang gekommen ist. Dass dies durchaus eine glückliche Fügung war, davon konnten sich die Zuhörer in Quickborn ebenfalls überzeugen.
Nach einer wirklich beeindruckenden Performance aller Künstler und einem auf 22 Uhr vorrückenden Uhrzeiger war zu verstehen, dass einige wenige Besucher nach der letzten Pause
nicht mehr in den Saal zurückkehrten. Aber sie haben etwas verpasst!
Was macht man als Klavier-Künstler, wenn zu der angekündigten„Boogie Woogie-Session" die im Programm angekündigten zwei Pianos auf der Bühne gar nicht aufzufinden sind? Man spielt ganz einfach zu Dritt auf dem vorhandenen Flügel. Und das machten Axel Zwingenberger, Matthias Schlechter und Cili Marsall so brillant mit fliegenden Positionswechsel an den Tasten und mit so viel Spielfreude, dass es das Publikum noch einmal zu Begeisterungsstürmen.
Ein furioses Finale eines grandiosen Jazz-Marathons!
Ach ja: Inzwischen war es 22.30 Uhr!
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