HanseWerk investiert 1,25 Milliarden Euro bis 2025 - HanseWerk Natur setzt immer stärker auf fossilfreie Wärmeproduktion

In einer Online-Pressekonferenz informierten Dr. Nikolaus Meyer, technischer Geschäftsführer von HanseWerk Natur, HanseWerk-Vorstandssitzender Matthias Boxberger und Pressesprecher Ove Struck über aktuelle Entwicklungen (v.l.)
In einer Online-Pressekonferenz informierten Dr. Nikolaus Meyer, technischer Geschäftsführer von HanseWerk Natur, HanseWerk-Vorstandssitzender Matthias Boxberger und Pressesprecher Ove Struck über aktuelle Entwicklungen (v.l.)

2.6.2023 | Die HanseWerk-Gruppe stellt in diesem Jahr mehr als 420 Millionen Euro für die Strom- und Gasnetze sowie die Wärmeversorgung im Norden bereit. Dabei fließt mit über 362 Millionen Euro der größte Teil in den Netzausbau insbesondere zum Anschluss und Transport Erneuerbarer Energien und in die Digitalisierung der Netze sowie über 58 Millionen in die Instandhaltung der bestehenden Anlagen. „Wir heben damit das vierte Jahr in Folge unseren Investitions- und Instandhaltungsaufwand auf ein Rekordniveau“, sagte Matthias Boxberger, Vorstandsvorsitzender der HanseWerk-Gruppe und Aufsichtsratsvorsitzender von Schleswig-Holstein Netz (SH Netz) in Quickborn.

Die Investitionen in Energie-Neuanlagen teilen sich wie folgt auf: Über 280 Millionen Euro für den Strom- und Gasnetzbetreiber Schleswig-Holstein Netz sowie mehr als 40 Millionen Euro für die beiden Gasnetzbetreiber HanseGas in Mecklenburg-Vorpommern und ElbEnergie in Nordniedersachsen. Hinzu kommen rund 38 Millionen für HanseWerk Natur, Betreiber von Wärmenetzen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, der damit sein Investitionsbudget deutlich steigert. Auch für die Zukunft sind bei HanseWerk Investitionen und Instandhaltungsmaßnahmen in einer ähnlichen Größenordnung wie 2023 geplant: Im nächsten Jahr wird die Summe bei über 404 Millionen Euro liegen, und 2025 werden es deutlich mehr als 422 Millionen Euro im gesamten norddeutschen Raum sein – insgesamt fast 1.25 Milliarden Euro bis 2025.

 

Die Gründe für die Baumaßnahmen und Investitionen sind vielfältig: Neben dem fortgesetzten Boom bei den Erneuerbaren Energien auf Seiten der Stromerzeugung wird gleichzeitig der Bedarf der Stromverbraucher im Land massiv ansteigen und somit weitere Investitionen in den Netzausbau erfordern.

Wachsender Strombedarf erfordert Netzausbau in der Mittel- und Niederspannung
Der Strombedarf in Schleswig-Holstein wird bis 2030 deutlich steigen. Ursache ist die wachsende Nachfrage nach Elektrowärmepumpen sowie Lademöglichkeiten für E-Autos. Das haben Berechnungen von Schleswig-Holstein Netz (SH Netz) ergeben. Derzeit liegt die Spitzenlast im Stromnetz von SH Netz bei rund 2.000 Megawatt. Bis 2030 wird diese Zahl bedingt durch den Zuwachs bei E-Mobilität und Wärmepumpen um den Faktor 2,5 auf 5.000 Megawatt steigen. „Wir sehen hier vor allem einen sehr großen Ausbaubedarf im Bereich der Niederspannungs- und Mittelspannungsnetze, die in den Städten und Gemeinden als Kabel verlegt werden“, erläutert Matthias Boxberger. Konkrete Maßnahmen werden darin bestehen, Ortsnetzstationen zu verstärken oder Niederspannungs- und Mittelspannungskabel (400 bis 30.000 Volt) mit größerem Querschnitt zu verlegen. Eine wichtige Rolle spielen dabei intelligente Ortsnetzstationen, von denen SH Netz bereits rund 1.200 errichtet hat und zukünftig pro Jahr 350 neue aufstellen wird. Mit Hilfe dieser hochmodernen Anlagen können Störungen schneller behoben und Erneuerbare Energien besser ins Netz integriert werden. Außerdem führen sie zu einer höheren Digitalisierungsdurchdringung, die für das Netz der Zukunft nötig ist.   

Zahl der bearbeiteten Photovoltaik-Anträge versechsfacht
Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die ihren eigenen Sonnenstrom produzieren wollen, mit rasanter Geschwindigkeit. Wurden 2019 noch knapp 3.000 Anträge auf Anschluss einer Photovoltaik-Anlage bei SH Netz gestellt und bearbeitet, so lag diese Zahl nur drei Jahre später mit über 18.300 mehr als sechsmal so hoch. In diesem Jahr sind es bereits über 12.500 Anmeldungen. Bleibt die Nachfrage so stark, ist 2023 mit einem Anstieg auf 30.000 Anträge zu rechnen – also eine Verzehnfachung gegenüber 2019. Um diesem Nachfrageboom gerecht zu werden, wurde von SH Netz ein digitales Anmeldesystem für PV-Anlagenbetreiber eingerichtet, mit dessen Hilfe eine schnellere Bearbeitung der Daten sichergestellt wird. Außerdem wurden seit letztem Jahr über 50 neue Stellen im Kundenservice geschaffen. Insgesamt hat die HanseWerk-Gruppe in den letzten Monaten rund 260 Stellen vor allem in technischen Bereichen neu besetzt. Es sind aber weiterhin noch rund 140 Stellen im Unternehmen offen und der Aufbau weiterer Stellen ist in Planung.

Boom bei Erneuerbaren erfordert deutlichen Netzausbau in der Hochspannung
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung geht SH Netz davon aus, dass auf der Erzeugungsseite die Leistung der Photovoltaik- und Windkraftanlagen bis 2030 um den Faktor drei auf 30.000 Megawatt steigen wird. Grundlage der Berechnungen sind die schon jetzt bei SH Netz eingegangenen Anträge auf Einspeisung Erneuerbarer Energien sowie die bekannten und ausgewiesenen Wind-Vorrangflächen. Die Folge: Perspektivisch wird die Aufnahmekapazität von rund drei Viertel des Hochspannungsnetzes (110.000 Volt) im Land erschöpft sein, sodass schon jetzt ein weiterer Netzausbau vorbereitet und geplant wird. Konkret bedeutet dies, dass SH Netz in Zusammenarbeit mit den Übertragungsnetzbetreibern in den nächsten Jahren landesweit für mehrere hundert Millionen Euro mehr als 20 Umspannwerke neu errichten oder ausbauen wird, die den Strom auf die nächsthöhere Netzebene (380.000 Volt) transformieren. Diese Anlagen, die zwischen fünf bis zehn Hektar groß sind, werden vor allem in den nördlichen und westlichen Kreisen des Landes sowie in Ostholstein geplant. Hinzu kommen noch rund 100 kleinere Umspannwerke zum Anschluss von Windparks oder größeren Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Darüber hinaus werden eine Vielzahl an bestehenden Freileitungen mit einer höheren Kapazität ersatzneugebaut sowie neue Trassenkorridore erschlossen, um alle Leistungsbedarfe transportieren zu können.

 

Die HanseWerk-Gruppe
Die HanseWerk-Gruppe bietet ihren Partnern und Kunden moderne und effiziente Energielösungen mit Schwerpunkten im Netzbetrieb und dezentrale Energieerzeugung. Rund drei Millionen Menschen in Norddeutschland beziehen direkt oder indirekt Strom, Gas oder Wärme über die von der HanseWerk-Gruppe und ihren Tochtergesellschaften betrieben Energienetze. Als Partner der Energiewende hat das Unternehmen in den letzten Jahren mehrere zehntausend Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energie an ihre Netze angeschlossen und betreibt parallel dazu rund 850 Heizanlagen, Blockheizkraftwerke sowie einen großen Erdgasspeicher. Die HanseWerk-Gruppe engagiert sich in vielen Forschungsprojekten zur Energiewende, wie NEW 4.0, und ist einer der größten Ausbildungsbetriebe im Norden. Über die Beteiligung der elf schleswig-holsteinischen Kreise sowie von über 452 Kommunen sind die Unternehmen der HanseWerk-Gruppe regional sehr stark verwurzelt und unterstützen eine Vielzahl sozialer und kultureller Projekte wie das Schleswig-Holstein Musikfestival, das Hamburger Straßenmagazin Hinz und Kunzt und den Schleswig-Holstein Netz Cup auf dem Nord-Ostsee-Kanal.

 

LNG-Gas aus Brunsbüttel erreichte im Mai einen
Anteil von 58 Prozent im Netz von SH Netz

Seit März 2023 wird im Norden Erdgas zunehmend durch Flüssiggas verdrängt. So ist durch das neue LNG-Terminal in Brunsbüttel der Flüssiggasanteil im Netz der HanseWerk-Tochtergesellschaft Schleswig-Holstein Netz (SH Netz) von knapp zwölf Prozent im März und etwa 48 Prozent im April auf fast 58 Prozent im Mai gestiegen.

In absoluten Zahlen waren es im März 331 Gigawattstunden (GWh), die über das LNG-Terminal angeliefert wurden, im April lag dieser Wert bei 1.126 GWh und im Mai bei 1.025. Zusammen entsprechen diese 2.482 GWh.

 

HanseWerk Natur dekarbonisiert immer mehr
Wärmenetze und setzt auf die „Grüne Wärmebox“

HanseWerk Natur will weg vom Erdgas und setzt immer stärker auf fossilfreie Wärmeproduktion. „Wir erzeugen schon heute rund 40 Prozent unserer Wärme auf Basis von Abwärme oder Erneuerbaren Energien. Unser Ziel ist aber, komplett fossilfrei zu werden“, sagt Dr. Nikolaus Meyer, technischer Geschäftsführer von HanseWerk Natur. „Daher entwickelt HanseWerk Natur seine bestehenden Wärmenetze weiter in Richtung grüne Wärme und hat mit der „grünen Wärmebox“ ein neues Produkt für alle Kommunen aufgelegt, die Wärme zukünftig fossilfrei erzeugen wollen.

„Die Box produziert Wärme schornsteinfrei auf Basis von Grünstrom, Erdwärme, Umgebungswärme und ggf. Abwasser oder Abwärme, die mittels einer Wärmepumpe nutzbar gemacht wird“, so Nikolaus Meyer. Die zentrale Wärmepumpe erzeugt Wärme (65 °C) und optional Kälte (6-20°C). Sie versorgt Mehrfamilienhäuser, Einfamilienhäuser und Gewerbebetriebe über ein Leitungssystem. Die sichtbaren Elemente der Grünen Wärmebox brauchen in etwa so viel Platz wie ein 40-Fuß-Container und 200 Meter Abstand zur Wohnbebauung. Sie wird so gestaltet, dass sie sich gut in die Landschaft einfügt, beispielsweise durch eine Holzfassade. Darüber hinaus wird je nach Bodenbeschaffenheiten und Wärmebedarf ein Feld für die Einbringung von Erdwärmesonden benötigt.

Außerdem optimiert HanseWerk Natur an vielen Stellen die bestehenden Wärmenetze: So bilden in Kropp bald ein Pelletkessel und Wärme aus Biogas sowie aus drei Wärmepumpen – teilweise mit eigenem Photovoltaik-Strom betrieben – den neuen Energiemix. „Hier haben drei Luft-Wärmepumpen mit bis zu 20 Prozent einen maßgeblichen Anteil in unserem Fernwärmesystem“, erläutert Projektleiter Henrik Petersen. „Diese Erfahrungen sind sinnvoll für uns, um Großwärmepumpen andernorts mit industrieller Abwärme, geothermischer Wärme oder Abwasser zu betreiben.“

In Lütjenburg bringt HanseWerk Natur grüne Nahwärme aus Biomasse in das Wärmenetz. Der Liefervertrag mit get|2|energy sieht vor, zukünftig einen Brennstoff aus regionalem Gras- und Grünschnitt als Energieträger einzusetzen. „Wir nutzen einen Rohstoff, der sonst ungenutzt in der Natur verrotten würde“, erläutert Projektleiter Matthias Schumann. Bald startet der Bau einer Nahwärmeleitung, um den Biomasse-Kessel an das Netz anzuschließen.

In Wahlstedt entsteht derzeit für zehn Millionen Euro ein Holzgaskraftwerk. „Die Großkomponenten für die Anlage erwarten wir noch diesen Monat“, so Markus Weihe, Projektmanager bei HanseWerk Natur. „Statt klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre abzugeben, wird bei der Holzgaserzeugung ein großer Teil des Kohlenstoffs langfristig als Pflanzenkohle gebunden und steht für die weitere Verwertung zur Verfügung.“

Weitere innovative Energielösungen sind in Planung. „Für Neuberend erstellen wir einen Transformationsplan, um die größte Solarthermie-Anlage in Schleswig-Holstein zu installieren“, so Sarah-Maria Kubik. Mit Erdsonden und einer Wärmepumpe wird die Effizienz gesteigert. Zudem hat HanseWerk Natur eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Nutzung von Erdwärme in mehr als 1.000 Metern Tiefe für sieben Standorte untersucht.

HanseWerk Natur
Die HanseWerk Natur GmbH ist einer der größten regionalen Anbieter für Wärme und dezentrale Energielösungen in Norddeutschland und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung. Die über 120 Nah- und Fernwärmenetze des Unternehmens erreichen eine Länge von rund 850 Kilometern. HanseWerk Natur versorgt mehrere zehntausend Privat- und Unternehmenskunden zuverlässig 365 Tage im Jahr mit Wärme. Maßgeschneiderte Energiekonzepte und hochmoderne Anlagentechnik bringen die Wärmewende voran – im Mehrfamilienhaus-Quartier, fürs Krankenhaus, für Industrie und Gewerbe. Für Ortsteile mit hoher Wärmebedarfsdichte versorgt die grüne Wärmebox auf Wärmepumpenbasis Wärmenetze der Zukunft, während „Kalte Nahwärme“ in Neubaugebieten zum Einsatz kommt.
Auf dem Weg zur Klimaneutralität stellt HanseWerk Natur eigene Gebäude, Fahrzeuge und Wärmeerzeugung auf neue Technologien um. HanseWerk Natur ist einer der größten Betreiber umweltschonender Blockheizkraftwerke in Norddeutschland. Rund 250 Anlagen betreut das Unternehmen und beteiligt sich gleichzeitig an vielen Innovationsprojekten. Dazu zählen zum Beispiel Hocheffizienz-Blockheizkraftwerke mit einem Wirkungsgrad weit über 90 Prozent, ein virtuelles Kraftwerk zur Erzeugung von Regelenergie oder das erste Blockheizkraftwerk der 1-Megawatt-Klasse, das mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden kann.

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Powerpoint-Präsentation zur Pressekonferenz
Zahlreiche Schaubilder als Ergänzung zu den schriftlichen Aussagen
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