Standing Ovations für Premieren-Konzert im Goldstein-Haus

Viel Applaus für das Ensemble Acht: Stefan Schäfer (Kontrabass), Manuela Tyllack (Flöte), Annette Schäfer (Violine), Naomi Seiler (Viola), Jakob Neubauer (Akkordeon) und Thomas Tyllack (Violoncello)
Viel Applaus für das Ensemble Acht: Stefan Schäfer (Kontrabass), Manuela Tyllack (Flöte), Annette Schäfer (Violine), Naomi Seiler (Viola), Jakob Neubauer (Akkordeon) und Thomas Tyllack (Violoncello)

7.6.2022 | Es war eine Premiere der besonderen Art: Zum ersten Mal hatte der Träger- und Förderverein Henri-Goldstein-Haus zu einem Konzert in die Gedenkstätte am Himmelmoor geladen. Das Ensemble Acht unter der Leitung von Stefan Schäfer bot ein vielfältiges Programm, das zum Teil einen engen Bezug zum Aufführungsort hatte. Die knapp 90 Gäste zeigten sich beeindruckt von der Akustik in dem Gefängnis aus dem 2. Weltkrieg, aber vor allem von der musikalischen Leistung der Künstler. Standing Ovations am Ende des Konzerts waren der Dank!

 

In seiner Begrüßung rief Jens-Olaf Nuckel, Vorsitzender des Vereins, die Historie des Hauses in Erinnerung: Während des 2. Weltkrieges waren hier jüdische Kriegsgefangene untergebracht, die im Himmelmoor Torf stechen mussten. Auf den rund 100 Quadratmeter mussten 55 Gefangene leben, darunter auch Henri Goldstein, der später über diese Zeit berichtete.

Trotz der beklemmenden Enge wurde in dem Raum, der seit der Zeit unverändert gelassen wurde, wurden im Lager auch jüdische Feste gefeiert, wie neue Studien ergeben haben.

 

Nuckel dankte Bürgervorsteher Henning Meyn (CDU) und der stellvertretenden Bürgermeisterin Astrid Huemke (SPD), dass die Stadt sich als Mitveranstalterin engagiert hat. Ein Dank ging auch an den ebenfalls anwesenden Dr. Panagiotis Memetzidis, den Geschäftsführer der Stadtwerke, die die Veranstaltung unterstützt haben. Unter den Gästen konnte Nuckel auch Lorenz Jensen, den Leiter der Musikschule begrüßen, die in der Vergangenheit das Anliegen des Fördervereins bereits mit einem ergreifenden Konzert gefördert hat, ein weiteres ist für dieses Jahr geplant.

 

Uraufführung in Quickborn

Die  Verbindung zum historischen Hintergrund wurde schon beim ersten Programmpunkt des Abends deutlich: Das „Concertino für Flöte, Vioala und Kontrabass" von Erwin Schulhoff stammt von einem Komponisten, der 1942 in einem bayerischen KZ ums Leben kam. Einen ersten Höhepunkt gab es mit dem „Lament für Viola, Kontrabass und Akkordeon" aus der Feder von Stefan Schäfer, das bei diesem Konzert seine Uraufführung erlebte. Schäfer, Philharmoniker-Kontrabassist im Orchester der Staatsoper, füllte bei dieser Premiere selbstverständlich persönlich mit den tiefen Tönen aus seinem Kontrabass den Raum. Beeindruckt zeigten sich die Zuhörer - nach einem entsprechenden Hinweis des Komponisten - von den Blasebalg-Geräuschen des Akkordeons am Anfang und am Ende - Sinnbild für das Atmen zum Leben und beim Vergehen.

 

Fröhlicher ging es zu bei den „Bagatellen op. 47 für Streichtrio und Akkordeon" von Anton Dvorák für Streichtrio und Akkordeon, die schon bei der Bezeichnung einzelner Sätze (Allegretto scherzando ...) eine muntere Darbietung erwarten ließ.

 

Eine besondere Beziehung zu Quickborn erläuterte Schäfer, der in der Eulenstadt einige Jahre Vorsitzender der Freunde der Kammermusik war, bei der Einführung zum letzten, ebenfalls von ihm geschriebenen Stück: „Die Glieder der Kette" für Streichtrio und Akkordeon, das bereits in der Elbphilharmonie aufgeführt wurde. Inspiriert wurde er vom Himmelmoor, einer besonderen Wortverbindung, wie er darstellte: Das düstere, oft als Moloch empfundene Moor auf der einen, der strahlende, Glück verheißende Himmel auf der anderen Seite. Den Titel verdankt das Stück dem gleichnamigen Buch von Henri-Goldstein. „Jetzt kommt mein Stück also hier nach Hause!" so Schäfer.

 

So gab es genügend Gesprächsstoff für das Come-Together, zu dem der Förderverein im Anschluss an das Konzert bei einem Gläschen Sekt im Garten eingeladen hatte. Und viele Gäste berichteten von den tiefen Gefühlen, die das Konzert bei ihnen ausgelöst hat. Nuckel: „Es ist gut, dass neben dem Leid der Menschen in früheren Zeiten jetzt auch Musik diese Räumlichkeiten füllen wird!"

Die Räumlichkeiten verliehen dem Konzert eine besondere Atmosphäre
Die Räumlichkeiten verliehen dem Konzert eine besondere Atmosphäre

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