„Fragmented Reality" - Edwin und Tobias Zaft zeigen Arbeiten in der Drostei

1.3.2022 |  Vom 6.3. bis zum 17.4.2022 zeigt die Drostei Pinneberg die Ausstellung „FRAGMENTED REALITY – Arbeiten von Edwin Zaft und Tobias Zaft im Dialog“. Als Vater (Edwin Zaft) und Sohn (Tobias Zaft) schaffen beide Künstler einen generationsübergreifenden Ausstellungskontext, der von Malerei über Objekte bis hin zu multimedialen Installationen reicht. 

 

Den Auftakt zu dieser Ausstellung bot bereits im Januar 2021 die Wäscheleinen-Lichtinstallation „Dresscode“ von Tobias Zaft, welche für 12 Wochen im Drosteipark in einer luftigen Höhe von acht Metern zwischen zwei Stahlmasten gezeigt wurde. Pandemiebedingt konnte der „überdachte“ Teil der Ausstellung im Drostei-Gebäude bisher leider nicht stattfinden und wurde mehrfach verschoben. Nun wird die Ausstellung im März 2022 endlich eröffnet.

    Edwin Zaft, in Quickborn als kreativer Kopf des Kunstvereins bekannt: „Der Ausstellungstitel beschreibt den derzeitigen Zustand einer sich im Umbruch befindenden Welt und den damit verbundenen Herausforderungen. Nahezu auf allen Ebenen versagen heute die bestehenden Konzepte, da sie nicht mehr zukunftsfähig sind. Das Fundament unserer kapitalistischen Wohlstandsgesellschaft, welches bisher auf der Ausbeutung von Mensch und Natur basiert, gerät ins Wanken."

    Dieser fragile Zustand kommt in den Bildern von Edwin Zaft auf unterschiedliche Weise zum Vorschein. In seinen Bildern der Serie „Ruinen“ inszeniert er, teilweise in großen Formaten, menschenleere Landschaften aus Gebäudetrümmern, die durch ihre malerische Abstraktion wie Mosaike aus bunten Puzzleteilen wirken. Es bleibt offen, weshalb die Städte zerstört wurden – auch wirken die Bilder überhaupt nicht bedrohlich oder beängstigend. Vielmehr geht es um das schöpferische Potenzial für einen Neubeginn, welches der Vergänglichkeit und Zerstörung zugrunde liegt. Der Blick ist in Edwin Zafts Bildern daher in die Zukunft gerichtet und nicht in die Vergangenheit. Seine „fragmentieren Landschaften“ erscheinen durch ihre vitalen Farbkontraste und ihre beinahe mit wissenschaftlichem Blick erfasste Aufspaltung in kleinste Bestandteile als fruchtbare Grundlage für Utopien.

    In weiteren großformatigen Malereien zeigt Edwin Zaft gigantische Ansammlungen von Personen oder Autoswracks, die sich als anonyme „urbane Masse“ auf der Leinwand zu einer abstrakten Matrix zusammenfügen. Wie auch bei den „Ruinen“ zerlegt Edwin Zaft in diesen Bildern die Gesellschaft inklusive ihrer industriellen Erzeugnisse in einen komplexen Flickenteppich, aus dessen einzelnen Bestandteilen sich die Betrachter wie aus einer frisch gekochten Ursuppe eine ganz neue Welt zusammenbauen können.

    Auch in den Werken von Tobias Zaft kommt die Fragilität moderner Gesellschaften und die Notwendigkeit zur Neugestaltung zum Ausdruck. Im Kontrast zu Edwin Zafts Ruinenbildern räumt Tobias Zaft in seinen Arbeiten der menschlichen Hybris noch etwas mehr Spielraum ein, indem er beispielsweise in der raumfüllenden, interaktiven Lichtinstallation „FlexiPolis“ Wolkenkratzer bis an die Decke wachsen lässt. Das Kunstwerk besteht aus transparenten Hochhaus-Modulen aus Acrylglas, die von einem diffizilen LED-Netzwerk durchzogen sind. Über ein integriertes WLAN-Modul können sich die Besucher per Smartphone in „FlexiPolis“ einloggen und somit das virtuelle Innenleben der futuristischen Lichterstadt interaktiv durch Lichtchoreografien verändern. Die Software dazu wurde vom Künstler in Kooperation mit der Fachhochschule Wedel im Studiengang Smart Technologies entwickelt.

    Die zunehmende Verschmelzung des Menschen mit digitalen Welten wird in der Ausstellung weiter in der Serie „Thinktanks“ von Tobias Zaft thematisiert. Diese Arbeiten gehen der Frage nach, welchen Einfluß neue Technologien zukünftig auf das Leben haben können bzw. bereits haben. Die „Thinktanks“ verstehen sich so gesehen als hybride Anatomien aus biologischen und technologischen Strukturen. Der gestaffelte Aufbau dieser Arbeiten aus lackiertem MDF und zahlreich verzweigten Gitterlinien erinnert sowohl an die mehrschichtige Leiterplatten, als auch an das menschliche Nervensystem. Beim Betrachten der „Thinktanks“ gerät unser assoziativ arbeitendes Gehirn also ständig in Versuchung, an diesen „Bauplänen der Zukunft“ eine Funktion abzulesen. Und genau an diesem Punkt beginnt der notwendige Denkprozess – nämlich zu überlegen, wie man die einzelnen Teile einer aus den Fugen geratenen Welt neu zusammensetzen kann. Die Kunst von Edwin Zaft und Tobias Zaft bietet hierzu wohl den größten Erkundungsspielraum, präsentiert Utopien auf dem Silbertablett und lädt zum (interaktiven) Mitdenken ein.

 

Zur Vernissage laden die Künstler am Sonntag, dem 6.3., 11 Uhr in die Drostei Pinneberg, Dingstätte 23 ein. (www,drostei.de)


 


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