Noch bis zum Sonntag: „Plastic Panic" im Kunstverein

Präsentiert ihre Werke in Quickborn: Künstlerin Friederike Lydia Ahrens
Präsentiert ihre Werke in Quickborn: Künstlerin Friederike Lydia Ahrens

4.9.2021 | Wer an diesem Wochenende in die Räume des Kunstvereins an der Kieler Straße kommt, wird überrascht sein. Statt der bekannten weißgetünchten (Stell-)Wände, die zu Ausstellungszeiten einige Kunstwerke zieren, taucht der Besucher in einen Farbenrausch ein, der die gesamten Räume füllt. Die Hamburger Künstlerin Friederike Lydia Ahrens hat unter dem Titel „Plastic Panic" eindrucksvolle, großformatige Gewebe aus Plastiktüten  und anderem Verpackungsmaterial geschaffen.

 

Zur Ausstellungseröffnung am Freitag konnte Romy Rölicke, 1. Vorsitzende des Kunstvereins, wieder zahlreiche Gäste aus der Szene der Quickborner Kulturinteressierten begrüßen, darunter die stellvertretende Bürgermeisterin Astrid Huemke (SPD), Ratsfrau ..... Masou (Grüne), Irene Lühdorff (Kultur-Verein), den in Quickborn lebenden Maler Rudi Kargus, den Schriftsteller Joachim Frank und den Hamburger Künstler Meinhard Raschke.

 

Die NDR-Redakteurin Katrin Brinkmann, die bereits ein TV-Porträt über die Künstlerin gedreht hat, erläuterte in ihrer Einführung die Intentionen der Künstlerin.

 

„Heute bringt sie unser Verpackungsmüll auf die Palme. An den wir uns, so scheint es, ja längst gewöhnt haben. Druckstellen am Obst. Pfui Teufel. Da wird doch besser jede importierte Südfrucht einzeln in ein Plastikmäntelchen verpackt. Corona-Masken? Kurz benutzt, schon weggeschmissen. Die hat Ahrens auf ihren Streifzügen durch die Hansestadt zu Hunderten gefunden.


Mit ihrer Rauminstallation Plastic Panic legt sie den Finger in die Wunde von uns allen. Wir, die Wohlstands-Europäer, deren Müllabfuhr jeden Tag den Dreck vor unserer Haustür wegschafft, damit alles hübsch sauber ist. Wir sind die schlimmsten Müllverursacher, wir sind eine Wegwerfgesellschaft. Was für ein Wort, was für ein Stempel auf unserer Stirn!


Als sie vor gut anderthalb Jahren begann, unseren Müll einzusammeln, legte sie los, wie immer mit ihrer ureigensten Super-Power! Sie sammelte Plastik, unverwüstlich wie das Subjekt ihrer Begierde. In den Mülltonnen vor großen Supermärkten, auf der Straße, in Papierkörben. Coffee-to-go-Becher machen sie übrigens rasend. „Ich habe noch nie einen Kaffee aus so einem Wegwerfbecher getrunken“, sagt die Künstlerin nicht ohne Stolz.


Ihre „Beute“, die schleppte sie in ihr Atelier in der Wartenau in Hamburg. Ein Gebäude, das zur Hochschule für Bildende Künste gehört. Wo sie vor langer Zeit übrigens studiert hat. Hier begann sie mit Angelsehne und natürlich immer von Hand, aus dem Plastikabfall Kunst zu machen. Aneinandergenäht entstanden so bunte und lichtdurchlässige Bahnen, die sie auf dem Dachboden des Atelierhauses aufhing. Und die ihren ganz eigenen Zauber entfalteten.
Entstanden ist eine Rauminstallation, die uns zum Nachdenken und Umdenken bringen soll. Denn in der Arbeit Plastik-Panic werden unsere eigenen Widersprüche deutlich. Plastik, plötzlich poetisch und fast sinnlich. Dabei ist der Stoff längst ein gigantisches weltweites Problem.


Wir finden Plastik überall. An der Meeresoberfläche, in der Tiefsee, in der Arktis. In unseren Körpern. Das Alfred Wegener Institut fand heraus, dass Mikroplastik sogar über die Luft transportiert wird. In Schneeproben aus den Schweizer Alpen und in der Arktis wurden hohe Konzentrationen gemessen. Alle fünf Sekunden landet rund eine Tonne Plastik in unseren Meeren und Gewässern. Alle FÜNF Sekunden. Das haben Statistiker errechnet. Weltweit werden mehr als 400 Millionen TONNEN Kunststoff im Jahr produziert. Unvorstellbare Zahlen, bei denen mir schwindelig wird.

Was werden unsere Kinder, unsere Enkel eines Tages sagen? Sind wir die Generation, die aus unserem Planeten endgültig eine einzige riesige Müllhalde gemacht hat?  Friederike Lydia Ahrens packt bei diesem Gedanken die Wut – und das Entsetzen. Mit ihrer Arbeit will sie uns verzaubern, ok, sie ist schließlich eine Künstlerin. Und als solche nimmt sie ihre Verantwortung sehr ernst. Und als Mensch sowieso.


Genießen sie nun trotzdem die wunderbare Arbeit einer wunderbaren Frau. Auch wenn Ihnen vielleicht der eine oder andere kalte Schauer über den Rücken läuft. Dann kann diese Rauminstallation vielleicht auch einen Anstoß gegeben, mit unserer kostbaren Erde ein wenig behutsamer umzugehen. Leute, wir haben nur die eine!"

 

Ein gelungener, nachdenklich stimmender Auftakt der Kunst-Präsentation in Quickborn, mit denen der Kunstverein seit Jahren das kulturelle Leben in der Eulenstadt belebt.

 

Noch bis Sonntag geöffnet

Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, kann dies noch am Sonnabend, dem 4.9. von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, dem 5.9 von 11 bis 17 Uhr im Kunstverein, Kieler Straße 149 tun (kurz hinter dem Autohaus auf der LINKEN Seite). Die Künsterin ist anwesend.

Ausstellungsmacher Edwin Zaft (ganz rechts) freute sich, nach der Corona-Pause eine Ausstellung der Künstlerin Friederike Lydia Ahrens präsentieren zu können, die von Katrin Brinkmann vorgestellt wurde.
Ausstellungsmacher Edwin Zaft (ganz rechts) freute sich, nach der Corona-Pause eine Ausstellung der Künstlerin Friederike Lydia Ahrens präsentieren zu können, die von Katrin Brinkmann vorgestellt wurde.
Die TV-Autorin Katrin Brinkmann gab in ihrer Einführung einen Einblick in die Beweggründe der Künstlerin (Foto: Zaft))
Die TV-Autorin Katrin Brinkmann gab in ihrer Einführung einen Einblick in die Beweggründe der Künstlerin (Foto: Zaft))
Ein Farbenspeiel aus Plastiktüten ....
Ein Farbenspeiel aus Plastiktüten ....
Der Percussionist Stefan Weinzierl , der auf gefundenen 'Müllinstrumenten' Klänge und Rhythmen erzeugt, sorgte bei der Vernissage für den musikalischen Rahmen.
Der Percussionist Stefan Weinzierl , der auf gefundenen 'Müllinstrumenten' Klänge und Rhythmen erzeugt, sorgte bei der Vernissage für den musikalischen Rahmen.
Die ausgestellten Werke stießen bei den zahreichen Besuchern auf großes Interesse (Foto: Zaft)
Die ausgestellten Werke stießen bei den zahreichen Besuchern auf großes Interesse (Foto: Zaft)

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