Dr. Liebing: Mittelstand sollte in Afrika investieren

8.11.2018 |  Für verstärkte Investitionen des Mittelstandes in Afrika hat Dr. Stefan Liebing  geworben. Zu der Veranstaltung der Initiative Quickborn unter dem Titel „Afrika: Zwischen Armut und Aufbruch" im Campus Region-Hamburg konnte der in Quickborn wohnhafte Honorarkonsul der Republik Kamerun u.a. Bürgervorsteher Henning Meyn begrüßen.
 

Der Vorsitzende des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft legte in seinem Referat die Ausgangslage für sein Plädoyer dar. In den letzten Jahren hätten viele Menschen aus Afrika in Europa Asyl beantragt. Zur Zeit seien auf dem afrikanischen Kontinent rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht, vor allem wegen der politischen Rahmenbedingungen und aus finanzieller Not. Ein Problem sei auch das Bevölkerungswachstum. In Uganda betrage der Median der Bevölkerung 15 bis 16 Jahre., Nigeria werde zum Ende des Jahrhunderts mit 900 Millionen Einwohnern nach Indien und China auf Platz 3 der bevölkerungsreichsten Länder liegen und mehr Einwohner haben als die USA und Russland zusammen.  Mehr als zwei Drittel der Befragten in Nigeria hätten bei Befragungen erklärt, dass sie sich auf den Weg nach Europa machen wollten.

 

Angesichts dieser Lage habe sich im politischen Berlin die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ein ”More of the same" nicht geben dürfe, sondern dass eine andere Art von Entwicklungshilfe vorangebracht werden müsse. Auch Zäune reichten nicht, ganz unabhängig von der moralische Frage. Oberstes Ziel müsse es sein, dass die Afrikaner in ihrer Heimat vernünftig leben könnten.

 

Dabei gebe es durchaus Signale für eine positive Entwicklung: So seien unter den weltweit zehn Ländern mit den höchsten Wachstumsraten allein sechs afrikanische Staaten. Auch beim Thema Korruption sei die Lage differenziert zu betrachten: Nach einer Statistik von Transparency International stünden 60 Prozent der afrikanischen Staaten besser da als Russland, sieben Länder lägen nach dieser Rangliste sogar vor Italien. Die Gesundheitsversorgung verbessere sich und auch auf politischer Ebene seien Erfolge zu verzeichnen wie z.B. der Friedensprozess zwischen Äthopien und Eritrea.

 

Was also könne Deutschland tun?  Allein sicher wenig, deshalb habe Bundeskanzlerin Merkel auf dem G20-Gipfel in Hamburg gemeinsam mit Partnerländern die G20 Initiative ins Leben gerufen, um durch Zufluss von Kapital und die Förderung von Knowhow das Wachstum in den afrikanischen Ländern anzukurbeln und "vernünftige" Jobs zu schaffen.

 

Alle deutschen DAX-Konzerne seien bereits in Afrika aktiv, VW z.B. baue zur Zeit mehrere Fabriken. Die deutschen Investitionen in Afrika seien derzeit so hoch wie die 2005 in China, damals auch ein neues Ziel für Auslandsinvestitionen. Doch eine weitere Steigerung sei nur möglich, wenn sich auch der deutsche Mittelstand engagiere. Er bringe eine besondere Kompetenz mit, denn in seiner DNA liege es, Mitarbeiter qualifiziert auszubilden und sie vernünftig zu behandeln.

 

Chancen lägen vor allem in der Energieversorgung (Solarkraftwerke), der Infrastruktur (Logistik, Häfen), IT (Liebing: Nairobi wird das neue Bangalore!), Gesundheit (Fabrikation von Impfstoffen) und Automobilindustrie. Der deutschen Wirtschaft könne es auch gelingen, den Einfluss Chinas zurückzudrängen. China sei zur Zeit bei (Groß-)Projekten meist der einzige Anbeiter, so dass die afrikanischen Verantwortlichen gar keine Wahl hätten, obwohl die Qualität häufig zu wünschen übrig lasse.

 

Hauptprobleme für ein stärkeres Engagement des deutschen Mittelstandes in Afrika seien vor allem die politische Unsicherheit vor Ort und die Finanzierungsbedingungen. Deshalb begrüßt Dr. Liebing ausdrücklich das Entwicklungsinvestitionspaket, das kürzlich auf dem Afrika-Gipfel der Bundesregierung angekündigt wurde. Der Staat werde einen Teil der geschäftlichen Rsiken tragen und Darlehen zur Verfügung stellen. 

 

In der anschließenden regen Diskussion wurden u.a. die fehlende Qualifikation der örtlichen Arbeitskräfte, die koloniale Vergangenheit, die Handelspolitik der EU und die Bürgerkriege behandelt. Bei einem Glas Wein wurden in Einzelgesprächen die Themen vertieft.


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