Beim Wort genommen

GUDELIUS: Augenblick mal!

 

Hier schreibt der Quickborner Autor Peter Gudelius einmal in der Woche zu Themen der Stadt, des Landes und der Welt. Was sich kritisch liest, mal mehr, mal weniger zugespitzt, will als Anregung verstanden sein und zum Nachdenken verführen. Herausgeber und Redaktion weisen darauf hin, dass die Beiträge die Ansicht des Kolumnisten wiedergeben.

Weitere Beiträge des Autors finden Sie in seinem Blog „Sprach-los".

 

„Speak you English?“ Dieses Buch von Gunther Bischoff zum Verlernen typisch deutscher Englischfehler ist leider in Vergessenheit geraten. Dabei gehörte es heute mehr denn je auf den Schreibtisch eines jeden Journalisten.  Das würde uns vor manchen Peinlichkeiten wie „public viewing“* bewahren. Und es wäre Ansporn für die Schreiber zu überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, gedankenlos an die Stelle eines deutschen Wortes ein englisches zu setzen.

Eitle Weltläufigkeit der Autoren soll hier nicht unterstellt werden, und um den Unfug „Deutsche schreibt deutsch!“ geht es schon gar nicht. Es gibt immer wieder und nicht einmal so selten Fälle, in denen ein englischer Begriff schärfer, genauer, treffender ist. Dies sei vorsichtigerweise erwähnt, um unnötige Empörung gar nicht erst entstehen zu lassen.

Sehen wir uns ein paar Beispiele an:

„buzzword“ – wetten, nicht jeder versteht auf Anhieb, was damit gemeint ist. Nichts anderes als „Schlagwort“.

„Open air“- Kino ist nichts anderes als ein „Freiluft“-Kino. Gibt es irgendeinen Grund für die englische Bezeichnung?

„slow motion“ – eine Bildfolge ganz langsam ablaufen lassen, damit jede Einzelheit mit dem Auge erfasst werden kann. „Zeitlupe“ drückt das doch viel beeindruckender aus – oder?

„snapshot“ – zu Deutsch: „Schnappschuss“. Hier könnten wir ein Unentschieden geben. Aber wenn sich der Autor an deutsche Leser wendet, wäre da Schnappschuss nicht die bessere Wahl?

„breaking news“. Wie lange ist es her, dass wir bei Eiligem, bei Wichtigem Telegramme verschicken, sogar Blitztelegramme! Aber das mit dem Blitz traf die Sache ja. Da kommen wir, vielleicht überraschend, auf „Blitzmeldung“, „Eilmeldung“. Nichts anderes meint „breaking news“: eine wichtige Nachricht, die die geplante Sendereihenfolge durchbricht, die eben wie ein Blitz dazwischen-fährt.

„war room“ – kann was mit Krieg zu tun haben, hat es glücklicherweise aber nicht immer. „Einsatzzentrale“ trifft die Sache in der Regel besser, beeindruckt aber weniger. Dieses Kriegerische stammt wahrscheinlich aus Amerika. In amerikanischen Unternehmen ist ja schon beinahe jeder Abteilungsleiter ein „Officer“. Aber vor dieser Einstellung müssen wir ja nicht strammstehen.

„newsroom“ – für jede Redaktion, ob Funk, Fernsehen oder Zeitung etwas, das es schon immer gab. Irgendwo mussten die Informationen schließlich landen, was aber nichts mit bestimmten Räumlichkeiten zu tun hatte, sondern auch heute noch eine Sache der Organisation ist. Wir haben es hier mit einem virtuellen, nicht wirklich existierend Raum zu tun. Aber das Kind hat jetzt einen Namen, nur im Deutschen nicht.

Stimmt nicht! „Nachrichtenzentrale“. Geht doch. Aber irgendwie fehlt da der Duft der großen, weiten Welt. Lassen wir den Kindern die Trompete.

 


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