Henri-Goldstein-Haus jetzt offiziell „Gedenkstätte"

Inga Nuckel, Architektin, Jens-Olaf Nuckel,Vorsitzender Trägerverein, Dr. Philip Seifert, Amtsleiter des Landesamtes für Denkmalschutz, Bürgermeister Thomas Beckmann und Wolfgang Grandinger, Vertreter der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Inga Nuckel, Architektin, Jens-Olaf Nuckel,Vorsitzender Trägerverein, Dr. Philip Seifert, Amtsleiter des Landesamtes für Denkmalschutz, Bürgermeister Thomas Beckmann und Wolfgang Grandinger, Vertreter der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

11.9.2024 | Der bundesweit gefeierte „Tag des Offenen Denkmals" am vergangenen Sonntag war für den Förderverein Henri-Goldstein-Haus der geeignete Rahmen, um mit zahlreichen Ehrengästen die  abgeschlossenen Sanierungarbeiten und die Ernennung dea Gebäudes zur offiziellen  Gedenkstätte zu feiern.

 

Der Vorsitzende Jens-Olaf Nuckel konnte u.a Dr. Philip Seifert, den Leiter des Landesamtes für Denkmalschutz,Antje Metzner von der Unteren Denkmalschützbehörde des Kreises Segeberg, Wolfgang Grandinger vn der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Marlies Fritzen, die Vorsitzende der Bürgerstiftung, und Helge Maurer aus der Quickborner Verwaltung begrüßen, außerdem aus der Politik den Bundestagsabgeorneten Dr. Ralf Stegner (SPD) sowie Henning Meyn, den stellvertretenden Quickborner Bürgervosteher.

 

Nach seiner Begrüßung ließ Nuckel die Geschichte des  Gebäudes Revue passieren. Das Himmelmoor wurde seit 1871 zum gewerblichen Torfabbau genutzt. Mehrere Gebäude wurden errichtet, um Gefangene einzuquartieren und die Arbeiten zu organisieren. Das Gebäude, heutiges Henri-Goldstein-Haus, wurde 1935 errichtet. Ab 1942 wurde das Gebäude von der restlichen Anlage abgetrennt und für die Unterbringung und Separierung jüdischer Kriegsgefangener genutzt. Der Kriegsgefangene Henri Goldstein wurde kurz nach Beginn des zweiten Weltkrieges interniert. Gemeinsam mit seinen Mitgefangenen wurde er zum Torfstechen gezwungen. Lange Zeit blieben die Häuse nach dem Kriege unbeachtet. Erst durch eine Anfrage des jüdischen Gefangenen Henri Goldstein, der nach dem Krieg wieder in Belgien lebte, bei der Stadt Quickborn, wurde das Augenmerk auf das Ensemble gerichtet.

 

„Seit 23 Jahren arbeiten Quickborner Bürgerinnen und Bürger das Kapitel des Kriegsgefangenenlagers im Quickborner Himmelmoor ehrenamtlich auf“, erklärte Organisator Jens-Olaf Nuckel. „Seit vielen Jahren wird intensiv geforscht, es werden Konzepte für die Nutzung des Gebäudes erstellt und weiterentwickelt. Ich freue mich sehr, dass das heute als Henri-Golstein-Haus bekannte Gebäude in den letzten Monaten im Äüßeren grundlegend saniert werden konnte: Das Dach wurde erneuert und das Mauerwerk instandgesetzt, alle Fenster wurden von dem hiesigen Tischlereibetrieb Stephan Kempke überarbeitet. Er sei froh, dass es eine Zukunft für das denkmalgeschützte Gebäude als Gedenk- und Lernort gäbe. Der Eigenanteil des Vereins liegt bei circa 45.000 Euro, wobei das Büro Nuckel Architekten eine pro-bono-Arbeit leistet. Das Projekt wurde mit 130.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes und rund 25.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützt. Zusätzlich gab es 200.000 Euro aus dem „Infrastrukturmodernisierungsprogramm für unser Land Schleswig-Holstein“, wovon 70.000 Euro für die wissenschaftlichen Forschungen von Historiker Dr. Karsten Wilke, Universität Bielefeld, generell zum Thema Torfabbau im Himmelmoor eingesetzt werden. Diese Ausarbeitungen sollen Anfang 2025 als Buch erscheinen. Unser Dank gilt den Förderern des Projekts aus der Bundes-, Landes- und Kreisebene sowie den Stiftungen, der Stadt Quickborn, den Mitgliedern unseres wissenschaftlichen Beirats und unseren ‚Nachbarvereinen‘ aus dem Himmelmoor.“
Er freue sich, dass das Henri-Goldstein-Haus jetzt offiziell als Gedenkstätte  anerkannt sei.

 

Dr. Seifert, Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege in seinem Grußwort: „„Denkmalpflege ist das Bewahren von Erinnerungskultur - Schicksale sollen nicht vergessen und die Geschichten einen Namen bekommen. Dies ist hier im Henri-Goldstein-Haus intensiv miteinander verwoben“, bekräftigt Seifert. Die fachliche Aufarbeitung der Historie sowie des Gebäudebestandes seien lobenswert. Das Gebäude als Gedenkstätte zu etablieren sei eine gute Möglichkeit die Geschichte für nachfolgende Generationen erlebbar zu machen. Konzerte, Lesungen und andere Events sollen in diesem Erinnerungsort stattfinden.

 

„Das Erlebte von Henri Goldstein und die Geschichte der Gefangenen aus insgesamt vier politischen Systemen wird Thema sein“, erläutert Nuckel. Wichtig sei auch, die Gedenkstätte als außerschulischen Lernort weiter zu etablieren.

 

Abschließend waren sich alle Beteiligten einig: „Wir müssen die Erinnerung bewahren, damit Ausgrenzung, Rassismus und Hetze keine Chance haben.“

 

Bürgermeister Beckmann: „Wer die Vergangenheit vergisst ist verdammt, sie zu wiederholen

 

Bürgermeister Thomas Beckmann würdigte in seiner Ansprache de Arbeit des Fördervereins dankte allen Institutionen, die mit ihrer finanziellen Untertützung:„ Dieser Tag ist ein Meilenstein in der Geschichte Quickborns, denn nach jahrelangemintensiven Engagements ist das Henri-Goldstein-Haus in seinem Ursprungszustand wiederhergestellt worden. Vor 23 Jahren haben sich einige Quickbornerinnen und Quickborner zusammengefunden, um die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers im

Himmelmoor aufzuarbeiten. Sie haben sich viele Gedanken gemacht und bald wurde deutlich, dass daraus eine Gedenkstätte werden soll.

 

Dank der Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland, des Landes Schleswig-Holstein, der Stiftung Denkmalschutz sowie der Stadt Quickborn konnten alle Arbeiten an der Außenhaut des Gebäudes, an Dach, Wänden und Fenstern abgeschlossen werden. Nun kann das Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und das feiern wir heute!

 

Damit ist der erste Schritt auf dem Weg zur Gedenkstätte getan. Doch wir wollen auch den Innenraum wiederherstellen, da ist noch einiges zu tun. Um das bewerkstelligen zu können, müssen wir weitere Förderungen einwerben. Das wünschen wir uns für das nächste Jahr.

 

 Seit dem Ersten Weltkrieg wurden im Himmelmoor Strafgefangene aus Gefängnissen zum Torfabbau herangezogen, in beiden Weltkriegen auch Kriegsgefangene aus verschiedenen Nationen. Die Räume im Henri-Goldstein-Haus haben in jener Zeit Qual, Kummer und Unterdrückung gesehen - wer das Henri-Goldstein-Haus heute betritt, bekommt noch immer eine Ahnung des damaligen Leidens. Es ist noch heute spürbar.

 

Als wir im letzten Jahr an eben dieser Stelle im Rahmen des Tags des offenen Denkmals zusammengekommen sind, habe ich George Santayana mit den Worten zitiert: „Wer die Vergangenheit vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen.“ Daher: Wir dürfen nicht vergessen! Was hier geschehen ist, darf sich nicht wiederholen. Es ist unsere Pflicht, die Erinnerung an die Opfer lebendig zu halten und die Lehren aus der Vergangenheit an die kommenden Generationen weiterzugeben. Nie wieder darf sich das, was hier geschehen ist, wiederholen.

 

Deshalb: Wir werden nicht vergessen! Mit dem Henri-Goldstein-Haus halten wir die Erinnerung als mahnendes Beispiel wach.

Es erfüllt mich mit Freude, dass wir heute hier stehen, um die gemeinsamen Anstrengungen vieler Beteiligter zu würdigen. Mein Dank geht an den Trägerverein Henri-Goldstein-Haus e.V. für sein leidenschaftliches Engagement in dieser Sache, an Bund, Land und die Stiftung Denkmalschutz für die Unterstützung des Projekts, an die begleitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung sowie alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Sie alle haben dazu beigetragen, dass die

Erinnerung im Henri-Goldstein-Haus lebendig bleiben kann.

 

Das Henri-Goldstein-Haus wurde in seinen Ursprungszustand zurückversetzt, damit das „Nie wieder“ zu einer inneren Verpflichtung wird. Mögen die Erinnerung an die Vergangenheit uns bewegen, eine bessere Zukunft zu gestalten. Das Henri-Goldstein-Haus wird dazu seinen Beitrag leisten."

 

Weiterer Förderbedarf

Beckmann nutzte die Anwesenheit zahlreicher Vertreter von Förder-Institutionen, um darauf hinzuweisen, dass die Stadt mit dem Erwerb der Himmelmoorhäuser weitere Objekte im Besitz habe, die einen hohen Sanierungsbedarf hätten. Er hoffe, hier auch auf umfangreiche Förderungen. Er wünsche sich aber auch, dass die Vorschriften entschlackt würden.

 

 

Dr. Phiip Seifert, Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege, überbrachte die Grußworte des Landes
Dr. Phiip Seifert, Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege, überbrachte die Grußworte des Landes
Zahleiche Ehrengäste konnte Jens-Olaf Nuckel zur Eröffnung des Henry-Goldstein-Hauses als Gedenkstätte begrüßen
Zahleiche Ehrengäste konnte Jens-Olaf Nuckel zur Eröffnung des Henry-Goldstein-Hauses als Gedenkstätte begrüßen

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Kommentare: 1
  • #1

    Elke Schreiber (Freitag, 13 September 2024 10:37)

    Ein toller Tag für das Henry-Goldstein-Haus und wichtig, damit diese schreckliche Zeit von früher nicht in Vergessenheit gerät.

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