Stadtwerke sollen die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden prüfen

Stadtwerke-Chef Dr. Panagiotis Memetzidis (r.) informierte die Mitglieder des Ausschusses für Kommunale Dienstleistungen unter Vorsitz von Alfred Haack über die Möglickeiten von PV-Anlagen auf  öffentlichen Gebäuden
Stadtwerke-Chef Dr. Panagiotis Memetzidis (r.) informierte die Mitglieder des Ausschusses für Kommunale Dienstleistungen unter Vorsitz von Alfred Haack über die Möglickeiten von PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden

24.9.2021| Bereits im Frühjahr hatten SPD und Grüne eigene Anträge zur Installation von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden gestellt, zur Septembersitzung des Ausschusses für Kommunale Dienstleistungen (AKD) hatten sie die CDU mit ins Boot geholt und einen gemeinsamen Antrag vorgelegt. Nachdem Stadtwerke-Chef Dr. Panagiotis Memetzidis den Mitglieder einen Überblick über technische Gegebenheiten und wirtschaftliche Aussichten gegeben hatte, gab der Ausschuss einstimmig grünes Licht, das Projekt im Detail zu prüfen.

 

Nachdem von den Antragstellern die Stadtwerke als Investor und Betreiber ins Spiel gebracht worden waren, hatte die FDP angeregt, dazu den Leiter der Stadtwerke anzuhören. Mit Charts stellte Memetzidis erste Überlegungen vor: Danach käme als Basis für Aktivitäten der Stadtwerke ein sogenannter Contracting-Vertrag in Frage, der den Werken die komplette Abwicklung von der Installation, dem Betrieb, der Wartung bis zur Bereitstellung des Stroms überträgt.

 

Als Beispiel für erste Betrachtungen hatte sich Memetzidis die Comenius-Schule herausgesucht, bei der eine Dachfläche von 600 qm zur Verfügung stünde. Mit einer Investition von 120.000 Euro könnten jährlich 94.000 kWh Strom produziert werden. Davon könnten aus technischen Gründen (Stromverbrauch vorwiegend vormittags, Sonne auch nachmittags) nur rund 47.000 kWh zum Eigenverbrauch genutzt werden, zum Gesamtverbrauch von 247.000 kWh müssten demnach 200.000 kWh regulär zum Preis von ca 30 Ct eingekauft werden, während für den überschüssigen Solarstrom nur eine Einspeisevergütung von 7 Ct zu erzielen ist. Deshalb ist zur Zeit auch nur mit einer Ersparnis von 2.000 Euro jährlich zu rechnen. Ob durch die Installation einer Batterie eine höhere Nutzung des Solarstroms möglich wird (Frage aus dem Ausschuss), müsse geprüft werden. Außerdem sei das Projekt unter dem Aspekt des Klimaschutzes zusehen. Es sei auch damit zu rechnen, dass sich der Stromverbrauch an der Schule aufgrund der Digitalisierung noch erhöhen werde, zudem sei mit steigenden Strompreisen zu rechnen, so dass sich die Wirtschaftlichkeit verbessern würde.

 

Insgesamt sieht Memetzidis in der vorgestellten Lösung eine Win-Win-Situation sowohl für die Stadt als auch für die Stadtwerke. Für die Stadt sieht er neben dem Klimaschutz als Vorteile die Unabhängigkeit vom Markt dank Festpeise für PV-Strom, die sichere Betriebsführung durch die Stadtwerke und sofortige Einsparungen ohne eigene Investitionen. Für die Stadtwerke würden sich u.a. die sichere Verzinsung und der Erhalt der Stadt als größter Kunde auszahlen.

 

Nach einer Entscheidung der politischen Gremien, so Mememtzidis,  würden die Stadtwerke ein finales Konzept ausarbeiten und dabei auch festlegen, welche Dächer mit PV-Anlagen versehen werden sollen. In Frage kommen das Rathaus, die Feuerwache, die Waldschule, die Grundschule Mühlenberg, die Goetheschule und die Comenius-Schule. Nach Abstimmung mit der Stadtverwaltung könnten die ersten Anlagen im Sommer 2022 installiert werden.

 

Bizarres Scharmützel

Vom Vortrag Memetzidis waren offensichtlich alle Ausschussmitglieder angetan, aber es entwickelte sich dann doch noch eine bizarre Diskussion. Nachdem auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Beckmann Zustimmung zum Antrag von SPD, Grünen und CDU signalisiert hatte, war der Ausschussvorsitzende Alfred Haack (Grüne) geneigt, auch die Liberalen als Mitverfasser des Antrages zu behandeln. Das aber wies der federführende Ratsherr Karl-Heinz-Marrek (SPD) zurück, was wiederum Beckmann zu der Beschwerde veranlasste, dass Marrek die Liberalen gar nicht erst gefragt habe, ob sie sich denn an dem Antrag beteiligen möchten. Marrek wiederum warf der FDP vor, das Thema sei ja bekannt gewesen und die Partei hätte sich ja melden können. „Hol- oder Bringschuld?" murmelte Marrek. Na gut: Letztlich stimmten alle Ausschussmitglieder für den Antrag in der vorgelegten Form.

 

Dieser enthält übrigens noch eine „Rückfall-Klausel": Wenn die Stadtwerke das Dach eines öffentlichen Gebäudes nicht nutzen möchten, soll es für Genossenschaften zur Installation einer PV-Anlage freigegeben werden.

 


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