GUDELIUS: Augenblick mal!
Hier schreibt der Quickborner Autor Peter Gudelius einmal in der Woche zu Themen der Stadt, des Landes und der Welt. Was sich kritisch liest, mal mehr, mal weniger zugespitzt, will als Anregung verstanden sein und zum Nachdenken verführen. Herausgeber und Redaktion weisen darauf hin, dass die Beiträge die Ansicht des Kolumnisten wiedergeben.
Weitere Beiträge des Autors finden Sie in seinem Blog „Sprach-los".
In letzter Zeit hören und lesen wir immer häufiger von belastbaren Zahlen, Daten, Angaben. Mal liegen sie vor, mal nicht. Dann werden sie verlangt. Sie werden nicht immer rausgerückt. Das führt
nicht selten zu Krach, was verständlich ist.
Was steckt hinter diesem Spielchen, das vor allem in der Politik, aber auch in der Wirtschaft gern gespielt wird? Es ist die Scheu, Dinge beim Namen zu nennen. Das verführt dazu, die Dinge
ein bisschen schöner zu färben als sie sind. Es hört sich vermeintlich harmloser an, von belastbaren statt von zuverlässigen Zahlen zu sprechen, von Zahlen, denen man vertrauen kann. Weil sie
richtig, eben zuverlässig sind.
Womit überhaupt lassen sich Zahlen belasten? Mit Vertrauen vielleicht? Das wäre keine Belastung. Mit Misstrauen? Ja, das könnte gehen.
Ja, ja, ja, Herr Kritiker. Freuen Sie sich doch, dass auch der neueste Rechtschreibeduden „belastbar“ an erster Stelle mit „geeignet, fähig, Belastung auszuhalten“ notiert und noch ein paar
Ergänzungen anfügt. Und ärgern Sie sich bitte nicht, dass er zum Schluss das erwähnt, was sie als Mogelei ansehen: „zuverlässig, überprüfbar, belegbar“. Gewöhnen Sie sich bitte an die
Großzügigkeit, die der Duden seit Langem schon für sich in Anspruch nimmt. Er liest dem Volk die Sprache vom Mund ab, nimmt hin, was gesagt wird, will aber nicht mehr der große strenge
Lehrmeister sein.
Wenn das so ist, na bitte! Und damit zu der in der letzten Woche gestellten Frage, welche der beiden Geschichten denn nun „belastbar“, also wahr und nicht erfunden ist: Es ist die Geschichte von
der Alarmierung der Polizei. Das hat sich wirklich zugetragen. Die andere Geschichte? Gemogelt.
Kommentar schreiben