Mahnende Worte der Jugend zum Volkstrauertag

Hielten eine bewegende Ansprache: Felicitas Schnoor und Benjamin Bräuninger
Hielten eine bewegende Ansprache: Felicitas Schnoor und Benjamin Bräuninger

18.11.2018 | Wenig Resonanz fand die Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertages, zu der der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Stadt Quickborn am Sonntag eingeladen hatten. Nachdenklich stimmte vor allem die Ansprache von Schülern des Elsensee-Gymnasiums.

 

Zum Auftakt im Gemeindesaal der Ev-Luth. Kirchengemeinde konnte Bürgermeister

Thomas Köppl rund 40 Gäste begrüßen. In Begleitung ihres Lehres Toni Güth, des Koordinators des Bergen-Belsen-Projektes, hatten sich Schülerinnen und Schüler des Oberstufenkurses Q1b des Elsensee-Gymnasiums eingefunden. Aus ihrer Mitte trugen Felicitas Schnoor und Benjamin Bräuniger ihre Gedanken zum Volkstrauertag vor. Sie berichteten von ihrer Fahrt zur Gedenkst#tte Bergen-Belsen, die sie gemeinsam mit einer Klasse des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums und Mitreisenden der Volkshochschule absolviert hatten. „Wir waren dort, um durch diese Auseinandersetzung mit dem Erinnern ein Bewusstsein zu entwickeln für die Dinge, die scheinbar vergangen, aber dennoch aktuell sind." Sie berichteten, dass sie an mehreren Stationen als Symbol für Anteilnahme und Gedenken niedergelegt haben. Doch in ihrer Ansprache verharrten sie nicht im Erinnern, sondern formulierten Lehren für die Zukunft:

 

„Aus dieser Erkenntnis  heraus müssen wir gemeinsam eine  gewaltfreie Zukunft schaffen, in der die Bedeutsamkeit jedes einzelnen Menschen anerkannt wird. 'Die  Würde des Menschen unantastbar.' (GG Artikel 1)

o Wenn wir dieses Ziel aus dem Grundgesetz nicht erreichen, verliert jeder Einzelne sein freiheitliches Denken und Handeln.

o Wenn wir dieses Ziel aus dem Grundgesetz nicht erreichen, sind die Menschen, die sich gegen Gewalt und Hass ausspachen, umsonst gestorben.

o Wenn wir dieses aus dem Grundgesetz nicht erreichen, wird sich die Geschichte des Krieges erneut wiederholen."

 

Umrahmt wurde das Programm durch musikalische Darbietungen der Musikschule Quickborn, vertreten duch Ralf Lentschat (Trompete), Anna Milewska (Klavier) sowie Lorenz Jensen (Klavier und Arrangements).

 

Nach der Totenehrung durch Bürgermeister Köppl begaben sich Vertreter der Institutionen und Gäste zu der Kranzniederlegungen am Ehrenmal  an der Bahnhofstraße. Hier legten die Stadt, der Schützenverein, der CDU-Ortsverband und der Sozialverband Quickborn-Ellerau Kränze nieder. Anschließend erfolgten weitere Kranzniederlegungen der Stadt an den Ehrenmalen auf dem Nordfriedhof und in Renzel. Die Zeremonien wurden begleitet vom Posaunenchor Quickborn.

 

Kommentar

Eine Chance verpasst!

Gewiss, es ist lange her, aber es gab  Zeiten, da wir als Schüler am Volkstrauertag im Klassenverband an das städtische Ehrendenkmal beordert wurden, um gemeinsam der Toten zu gedenken. Nun sind solche Verpflichtungen längst einer größeren Freiheit gewichen, aber manchmal kann man schon auf die Idee kommen, ob förmliche Anlässe und auch Verpflichtungen hilfreich sein können, um die Gedanken auf bestimmte Themen zu lenken.

 

Der Volkstrauertag fristete ja lange Zeit ein Schattendasein. Ok, ein bisschen Gedenken jedes Jahr, das haben die Verantwortlichen noch hinbekommen und ein paar Gäste, in welcher Funktion auch immer, haben sich dann auch noch eingefunden. Aber hat der Tag in diesem Jahr nicht vielleicht eine besondere Bedeutung, 100 Jahr nach dem Ende des 1. Weltkrieges. Warum spricht der französische Präsident an diesem Tag im deutschen Reichstag und zeichnet seine Vision einer europäischen Union? Ist es in einer zerrissenen Welt nicht eine gute Gelegenheit, den Blick in die Zukunft zu richten. Die Schüler des Elsensee-Gymnasiums haben es in ihrer Ansprache dankenswerterweise getan: „Wir wünschen uns, dass Frieden kein Selbstzweck und auch kein Privileg, sondern ein Geburtsrecht ist. Für uns alle, in Deutschland, Europa und in der ganzen Welt!"

 

Wie schön wäre es gewesen, wenn diesen Appell auch die Quickborner Ortspolitiker gehört und - wenn auch in dem ganz kleinen lokalen Rahmen - mit ihrer Teilnahme an der Veranstaltung ein Zeichen für den Frieden gesetzt hätten. Aber außer jenen, die aufgrund ihrer besonderen Funktionen (Bürgervorsteher, stellvertretende Bürgermeister) ward niemand gesehen. Klar, die Ehrenamtlichen bringen viel Zeit für Ratsversammlungen, Ausschüsse und Fraktionssitzungen auf, aber ist eine gute Stunde am Sonntag zuviel verlangt, um politisches Bewusstsein außerhalb der lokalen Themen zu zeigen.

 

Vielleicht ist es aber auch der Zeit, über den Namen "Volkstrauertag" einmal nachzudenken. 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges haben die meisten - zum Glück! - kaum noch eine persönliche Verbindung zum Thema Kriegstote und der Volksbund müht sich, mit Aktionen das Thema lebendig zu halten. Und auch der Begriff "Volk" ist ja inzwischen nicht mehr unumstritten (das war ja noch ganz anders, als in der DDR die Rufe "Wir sind das Volk!" durch die Straßen schallten ...). Da das "Wording" in unserer kommunikativen Welt eine so große  Rolle spielt, wie wäre es mit einer zeitgemäßen, zukunftsorientierten Bezeichnung: Feiern wir doch in Zukunft einfach den "FRIEDENSTAG"! Und vielleicht gehen dann sogar in Quickborn  Tausende auf die Straßen ....


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Kommentare: 2
  • #1

    Henning Meyn, Bürgervorsteher (Sonntag, 18 November 2018 20:35)

    Der Kommentar zum Bericht enthält leider auch eine Tatsachenbehauptung, die nicht zutreffend ist. Auch wenn Bürgermeister Köppl und ich als Bürgervorsteher die Stadt Quickborn repräsentieren, so freuen wir uns selbstverständlich, wenn unsere Stellvertreter ebenfalls teilnehmen. Darüberhinaus waren bei der Feierstunde bzw. bei der Kranzniederlegung sehr wohl weitere Kommunalpolitiker (mindestens zwei Ratsmitglieder, sowie zwei bürgerliche Ausschussmitglieder) zugegen. Dass die stellvertretende Kreispräsidentin anwesend war, darf man eigentlich auch nicht unterschlagen.

  • #2

    R. Kuchel (Sonntag, 18 November 2018 21:06)

    Sehr geehrter Herr Meyn,
    die stellvertrenden Bürgermeister (Herr Hensel, Frau Huemke) hatte ich als anwesend erwähnt. Die beiden CDU- Ratsmitglieder kamen erst zur Kranzniederlegung, konnten also - wie in meinem Eingangssatz formuliert - die Ansprache der Jugendlichen nicht hören. Dass die stellvertretende Kreispräsidentin anwesend war, ist anerkennenswert, sie zählt für mich in diesem Zusammenhang nicht zu den Ortspolitikern. Bleiben zwei bürgerliche Ausschussmitglieder, die ich dann nicht wahrgenommen habe. Dafür bitte ich um Entschuldigung.

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